„Ich wollte nie etwas werden. Ich hatte nie wie andere den Ehrgeiz,
Lokomotivführer zu werden. Was mich geformt hat, war, dass ich als Kind
nie unterdrückt wurde.“ Paul wird später oft beklagen, dass er in der
Musik keine formale Ausbildung bekommen hat. Sein Vater musiziert
öfters, und komponiert, doch er kann davon wenig vermitteln. Dass Paul
zum musikalischen Genie der Beatles geworden ist, hat er einer
Freundschaft zu verdanken mit einem Jungen, der wie er selbst wenig
Ahnung von Musik, aber einen großen Hunger danach hat, mithilfe der
Musik seiner verlorenen Mutter nachzuspüren. Dieser Junge heißt John
Lennon, und Paul, der gerade seine eigene Mutter verloren hat, verbindet
sich mit John zu einem Songwriter-Paar, das in der Geschichte des Pop
einmalig geblieben ist. Die beiden werden so etwas wie eine Einheit, die
beiden die Mutter ersetzen soll.
Paul: „Wir schwänzten die Schule und ging zu mir in die Wohnung,
wenn niemand da war. Wir rauchten Tee von Twinings in einer Pfeife, was
gar nicht so schlecht geschmeckt hat. Wir saßen herum, rauchten, und
probierten auf dem Klavier herum. Wir schrieben Lieder in der Art von
Buddy Holly, weil die am wenigsten Griffe hatten. So entstanden hundert
Lieder vor Love Me Do.“
Während John als Dichter der Beatles ihren Liedern Sinn und Schärfe
verleiht, sind es Pauls Melodien, die sich in das Bewusstsein der
Menschheit eingeprägt haben – von „Yesterday“ über „Hey Jude“ bis hin zu
„Let it Be“ steht Paul für die beste Musik der Beatles. Durch seinen
jungenhaften Charme und sein gutes Aussehen war Paul außerdem der
Beatle, in den sich die Frauen verliebten. Die Fans konnten damit
umgehen, dass John früh vergeben war und träumten weltweit von Paul als
dem „begehrenswertesten Junggesellen der westlichen Hemisphäre“.
Beatlemania, das ist auch ein Stück davon, dass Paul so „süß“ war.
Auch nach dem Zusammenbruch der Band ist es Paul gelungen, in einer
Karriere, die seit mehr als fünfzig Jahren ungebrochen ist, zum
erfolgreichsten Pop-künstler aller Zeiten zu werden und dabei nicht nur
die anderen Beatles, sondern auch Größen wie Elvis Presley oder Michael
Jackson in den Schatten zu stellen. Diese Leistung konnte er nur
erbringen, wenn er in einer intensiven Zweierbeziehung lebte. So
zerfällt Pauls Leben in drei Teile. Bis zum Jahr 1968 geht Paul durch
seine Personalunion ganz in seiner Tätigkeit für die Beatles auf und
erschafft in dieser Zeit unsterbliche Lieder. Als sich John dann Yoko
Ono zuwendet, zerstört das die Beatles, doch Paul findet in Linda
Eastman zwischen 1968 und 1998 einen Ersatz, der zwar musikalisch hinter
den Erwartungen zurück bleibt, Paul aber menschlich in einer sehr engen
und erfüllenden Ehe verankert, in der er große kommerzielle Hits
hervor bringt, die in den Charts erfolgreich sind wie seine alten
Lieder. Linda schenkt Paul vier Kinder und lässt ihn den Traum einer
glücklichen Familie leben, die ihm als Kind vorenthalten geblieben ist.
Es ist auch die fruchtbarste Zeit als Musiker, in der er auch den
Grundstein für seinen unermesslichen Reichtum legt. Nach Lindas Tod im
Jahr 1998 beginnt eine Phase des Niedergangs und Rückzugs, die bis zum
heutigen Tag andauert. Er ist nur mehr ein Schatten seiner selbst,
sowohl von seiner kreativen Seite als auch in seinem Äußeren.
In dieser Biographie soll es neben einer chronologischen Schilderung
seines Lebens vor allem um die vielen hundert Lieder gehen, die Paul im
Laufe der Jahre geschrieben hat. Nicht nur unter den großen Hits,
sondern auch unter weniger bekannt gewordenen Aufnahmen finden sich
Perlen der Popmusik, die mithilfe von Direktlinks zu YouTube wieder zum
Leben erwachen.
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