Samstag, 15. März 2014

Herfried Münkler - Imperien: Die Logik der Weltherrschaft - vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten

Spätestens mit dem Ende der Sowjetunion schien die Zeit der Imperien endgültig zu Ende. In der globalsierten Welt sei, so die weit verbreitete Einschätzung, für eine imperiale Machtentfaltung angesichts der ebenso vielfältigen wie komplexen Abhängigkeiten zwischen den Staaten kein Raum mehr. Zudem war man mehrheitlich der Überzeugung, imperiale Politik zu betreiben, liege eigentlich auch in keines Staates Interesse. Spätestens angesichts der weltpolitischen Alleingänge der USA jedoch, die zuletzt ein ums andere Mal auch Verbündete mit weit gespannten Machtansprüchen und Gefolgschaftserwartungen brüskierten, hat man begonnen, diese Einschätzung zu revidieren. In den USA und auch anderswo mehren sich die Stimmen, die fordern, Amerika solle seine Rolle als Imperium nicht nur nicht länger leugnen, sondern sie zum eigenen und zum Wohle der Welt offensiv gestalten.
All dies ruft Herfried Münkler uns in Erinnerung und zeigt sogleich, woran es bei der Diskussion heute zumeist hapert. So bestehen über Begriff und Wesen des Imperiums sowie den möglichen Sinn und Nutzen imperialer Politik bei den Diskutanten und Autoren häufig enorme Unsicherheiten. Begriffe wie Imperialismus und Hegemonie werden nur selten hinreichend trennscharf differenziert, Missverständnisse sind deshalb an der Tagesordnung. Der "wandelnde Ein-Mann-Think-Tank", als den Die Zeit den Politikwissenschaftler von der Berliner Humboldt-Universität einmal bezeichnet hat, sortiert in Imperien deshalb zunächst zu Recht sehr ausführlich das entsprechende Begriffsfeld. Sodann zeichnet er eine prägnante Typologie imperialer Herrschaft und analysiert an den historischen Beispielen die Aufgaben imperialer Ordnung und führt uns vor Augen, worin die Ursachen für das häufige "Scheitern der Imperien an der Macht der Schwachen" zu suchen sind.
Ein ausgesprochen lesenswerter Band für all jene, die statt an wohlfeilen Allgemeinplätzen, wie sie in der Diskussion um das amerikanische Imperium heute an der Tagesordnung sind, an historisch und theoretisch fundierter Information und Analyse interessiert sind.




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