ABBA ist die fröhliche schwedische Pop-Band der 1970er Jahre, die mehr
als 300 Millionen Platten verkauft hat und damit hinter den Beatles und
Elvis Presley auf Platz drei der erfolgreichsten Musikgruppen aller
Zeiten steht. Womöglich werden ABBA in dieser Rangliste noch aufsteigen,
denn seit dem Erfolg des Musicals „Mamma Mia“ wachsen die
Plattenverkäufe eher. ABBA sind ein bleibendes Phänomen für unsere
Popkultur. Was macht die anhaltende Faszination der Gruppe eigentlich
aus? Tolle Musik, hübsche Mädchen, sagen manche. Agnetha hatte eine
wunderbare Stimme. Frida war die Dancing-Queen der Truppe. Und Benny
Andersson ein Genie mit seinen musikalischen Einfällen. Und was ist mit
Björn Ulvaeus, dem blonden Gitarristen, der bei Konzerten grinsend mit
hautengen langen Strumpfhosen auch vorn auf der Bühne tanzte? Er war
sicherlich genauso wichtig wie die anderen, wenn nicht sogar so etwas
wie die graue Eminenz der Gruppe, die sie anleitete und letztendlich
erst dadurch, dass er aus jedem das Beste herausholte, konsequent zu dem
Megaerfolg führte, den sie erleben durften. Wenige wissen aufgrund
seines scheuen, zurückhaltenden Auftretens, wie zentral Björns Rolle bei
ABBA war. Dass er fast alle Texte der Band, und auch einige wichtige
Melodien der Hits wie „Our Last Summer“ oder „I Have A Dream“
geschrieben hat. Björn ist ein Juwel, der heimliche Anführer der Band,
und das umso eindrucksvoller, weil er sich selbst nie in den Vordergrund
stellte. Er wählte unter den unzähligen Ideen von Benny jene Melodien
aus, die Hitpotential hatten und tüftelte mit ihm gemeinsam bis in die
kleinsten Details und bis zuletzt intensiv an den Arrangements. Björn
verstand auch die Kunst, aus Agnethas Stimme, die auch während ihrer
Solokarriere angenehm zu hören war, aber noch ganz anders klang, das
Maximum herauszuholen, sie mit der Stimme "weinen" zu lassen. Er
arbeitete mit den Frauen von ABBA auch am gemeinsamen charakteristischen
ABBA-Sound, der durch die Verschmelzung der Frauenstimmen entstand.
Björn organisierte Geschäftliches für die Band und gab ihr von 1975 an
dann auch die ernstere, seriöse Ausrichtung, die für ABBA Anerkennung
bei der Musikkritik einbrachte, und das durch die Differenziertheit
seiner Texte, die den Zeitgeist der 1970er trafen. Der Höhepunkt dieser
Entwicklung war das Lied „The Winner Takes It All“, eine Ballade vom
Vergehen einer Liebe, deren poetische Kraft den Einfällen eines John
Lennon in nichts nachsteht, der eine ähnliche Rolle bei den Beatles
ausübte. Björn Ulvaeus war der John Lennon von ABBA.
Der modebewusste Björn, der mit seinen Klamotten den Finger immer
auf dem Puls der Zeit hatte, ließ alles, was er tat, immer sehr leicht
aussehen. Damit hat er aber auch zur Leichtigkeit und Lebensfreude
beigetragen, die die Band in ihren besten Zeiten so unglaublich populär
machten. Hinter den Kulissen war Björn aber auch ein guter
Geschäftsmann, der strategisch plante, den neuesten Trends hinterher
horchte und die erstaunliche musikalische Entwicklung der Band
beeinflusste, die mit Glam-Rock begann, in der Mitte der 1970er ein
Alleinstellungsmerkmal mit ihren größten Hits erarbeitete, dann die
Disco-Phase prägte und zuletzt die neue Innerlichkeit der 1980er Jahre
einleitete. Björn war sehr fleißig, auf den Touren und im Studio
ungewöhnlich belastbar und blieb trotzdem auf der Bühne immer locker, so
dass er auch für den Spaßfaktor hauptverantwortlich zeichnete. Björn
verkörperte den neuen Mann nach der Revolution der 1968er Jahre, war ein
Metrosexueller, lange bevor es das Wort gab, und schuf die
demokratische Struktur der Band, in der die Gleichberechtigung der
Frauen selbstverständlich war.
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