Mittwoch, 5. März 2014

Berndt Rieger - Björn Ulvaeus. Der Texter von ABBA (Biographie, 2011)

ABBA ist die fröhliche schwedische Pop-Band der 1970er Jahre, die mehr als 300 Millionen Platten verkauft hat und damit hinter den Beatles und Elvis Presley auf Platz drei der erfolgreichsten Musikgruppen aller Zeiten steht. Womöglich werden ABBA in dieser Rangliste noch aufsteigen, denn seit dem Erfolg des Musicals „Mamma Mia“ wachsen die Plattenverkäufe eher. ABBA sind ein bleibendes Phänomen für unsere Popkultur. Was macht die anhaltende Faszination der Gruppe eigentlich aus? Tolle Musik, hübsche Mädchen, sagen manche. Agnetha hatte eine wunderbare Stimme. Frida war die Dancing-Queen der Truppe. Und Benny Andersson ein Genie mit seinen musikalischen Einfällen. Und was ist mit Björn Ulvaeus, dem blonden Gitarristen, der bei Konzerten grinsend mit hautengen langen Strumpfhosen auch vorn auf der Bühne tanzte? Er war sicherlich genauso wichtig wie die anderen, wenn nicht sogar so etwas wie die graue Eminenz der Gruppe, die sie anleitete und letztendlich erst dadurch, dass er aus jedem das Beste herausholte, konsequent zu dem Megaerfolg führte, den sie erleben durften. Wenige wissen aufgrund seines scheuen, zurückhaltenden Auftretens, wie zentral Björns Rolle bei ABBA war. Dass er fast alle Texte der Band, und auch einige wichtige Melodien der Hits wie „Our Last Summer“ oder „I Have A Dream“ geschrieben hat. Björn ist ein Juwel, der heimliche Anführer der Band, und das umso eindrucksvoller, weil er sich selbst nie in den Vordergrund stellte. Er wählte unter den unzähligen Ideen von Benny jene Melodien aus, die Hitpotential hatten und tüftelte mit ihm gemeinsam bis in die kleinsten Details und bis zuletzt intensiv an den Arrangements. Björn verstand auch die Kunst, aus Agnethas Stimme, die auch während ihrer Solokarriere angenehm zu hören war, aber noch ganz anders klang, das Maximum herauszuholen, sie mit der Stimme "weinen" zu lassen. Er arbeitete mit den Frauen von ABBA auch am gemeinsamen charakteristischen ABBA-Sound, der durch die Verschmelzung der Frauenstimmen entstand. Björn organisierte Geschäftliches für die Band und gab ihr von 1975 an dann auch die ernstere, seriöse Ausrichtung, die für ABBA Anerkennung bei der Musikkritik einbrachte, und das durch die Differenziertheit seiner Texte, die den Zeitgeist der 1970er trafen. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war das Lied „The Winner Takes It All“, eine Ballade vom Vergehen einer Liebe, deren poetische Kraft den Einfällen eines John Lennon in nichts nachsteht, der eine ähnliche Rolle bei den Beatles ausübte. Björn Ulvaeus war der John Lennon von ABBA.

Der modebewusste Björn, der mit seinen Klamotten den Finger immer auf dem Puls der Zeit hatte, ließ alles, was er tat, immer sehr leicht aussehen. Damit hat er aber auch zur Leichtigkeit und Lebensfreude beigetragen, die die Band in ihren besten Zeiten so unglaublich populär machten. Hinter den Kulissen war Björn aber auch ein guter Geschäftsmann, der strategisch plante, den neuesten Trends hinterher horchte und die erstaunliche musikalische Entwicklung der Band beeinflusste, die mit Glam-Rock begann, in der Mitte der 1970er ein Alleinstellungsmerkmal mit ihren größten Hits erarbeitete, dann die Disco-Phase prägte und zuletzt die neue Innerlichkeit der 1980er Jahre einleitete. Björn war sehr fleißig, auf den Touren und im Studio ungewöhnlich belastbar und blieb trotzdem auf der Bühne immer locker, so dass er auch für den Spaßfaktor hauptverantwortlich zeichnete. Björn verkörperte den neuen Mann nach der Revolution der 1968er Jahre, war ein Metrosexueller, lange bevor es das Wort gab, und schuf die demokratische Struktur der Band, in der die Gleichberechtigung der Frauen selbstverständlich war.

Diese Biographie besticht durch Fußnoten, die Direktlinks auf YouTube und andere Websites darstellt, die sie mit einem tablet direkt anwählen können, wodurch ein ganz neues Leseerlebnis entsteht.




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