Freitag, 8. November 2013

Ken Follett - Eisfieber (Thriller, 2005)



Oxenford Medical ist eine kleine pharmazeutische Firma in der Naehe von Edinburgh. In ihrem Forschungslabor gilt die hoechste Sicherheitsstufe. Doch dann geschieht das Unvorstellbare. Ein Trio skrupelloser Gangster verschafft sich Zutritt zum Hochsicherheitstrakt. Ihr Ziel: ein Behaelter mit einem toedlichen Virus. Toni Gallo, die junge Sicherheitschefin von Oxenford Medical, hat im Moment ganz andere Sorgen. Sie muss sich um ihre alte Mutter kuemmern, ihr Ex-Freund macht Schwierigkeiten, und ein aufdringlicher Reporter folgt ihr auf Schritt und Tritt. Doch dann ueberschlagen sich die Ereignisse, und so macht sich Toni mitten in der Nacht auf den Weg. Es geht um ihren Job, um die Firma und um noch viel mehr. Stanley Oxenford, der Firmengruender, hat Haus und Hof verpfaendet, um das Anti-Virus zu entwickeln. Miranda und Olga, seine erwachsenen Toechter, gieren nach dem grossen Geld. Nigel, Elton und Daisy, die Diebe, wollen das Virus zu ihrem unbekannten Auftraggeber bringen, ohne Ruecksicht auf die moeglichen Folgen. Und zwischen allen steckt Kit, Stanleys missratener Sohn, der seine Spielschulden begleichen muss und bereit ist, dafuer Kopf und Kragen zu riskieren. Alle Wege fuehren zusammen im Landhaus der Familie in der schottischen Einoede, waehrend ueber den Highlands ein Schneesturm von ungeahnten Ausmassen heraufzieht.

In der Nacht zu Heiligabend herrscht hoeschste Alarmstufe bei Oxenford Medical, einer schottischen Firma, die Impfstoffe entwickelt. Antonia »Toni« Gallo ist seit kurzem Sicherheitschefin und hat als solche den Ehrgeiz, alles menschenmoegliche zu tun, um Gefahren fernzuhalten. Keiner nimmt also die Sache ernster als sie selber, als zwei Proben aus einer neuen Experimentierreihe fehlen, die hoechster Geheimhaltung unterliegen. Natuerlich kann es dafuer eine harmlose Erklaerung geben. Vielleicht hat einfach jemand vergessen, die Entnahme zu protokollieren. Doch solche Ausreden laesst Toni nicht zu. Alle Mitarbeiter, die Zugang zum Hochsicherheitslabor haben, werden, wenn es sein muss, mitten in der Nacht in ihrem Urlaub kontaktiert. Schliesslich bleibt nur noch ein Techniker uebrig. Er wird in seinem Haus aufgefunden, aus Nase und Ohren blutend. Kurze Zeit spaeter stirbt er. Man stellt fest, dass er ein Versuchstier aus dem Labor mitgenommen hat und sich an ihm mit einer toedlichen Krankheit infizierte.

Diese Episode ist jedoch nur die Vorgeschichte zu einem Ereignis, dass zu einer der groessten Katastrophen des Landes fuehren kann. Denn skrupellose Verbrecher planen einen Coup, fuer dessen Ausfuehrung sie sich der Hilfe von Kit Oxenford, dem Sohn des Firmeninhabers, bedienen. Dieser wurde nach einem von Toni Gallo entdeckten Betrug aus der Firma entlassen, hat hohe Spielschulden und ist auf seinen alten Herrn nicht mehr gut zu sprechen. Um so erstaunter ist der Vater, dass Kit gemeinsam mit der ganzen Familie das Weihnachtsfell im Landhaus in Steepfell verbringen will, nichts davon ahnend, dass dies Kit nur als Alibi dienen soll.

Doch von Anfang an klappt nichts so, wie es soll. Aber nicht nur bei der vierkoepfigen Verbrecherbande geht Schritt fuer Schritt alles schief, auch auf Seiten des Gesetzes gibt es UEberraschungen zuhauf. Hauptschuldiger daran ist ein Schneesturm, der ueber Schottland tobt und die Strassen an Weihnachten zunehmend unpassierbar macht. Dies fuehrt schliesslich dazu, dass es die Verbrecher schliesslich auch nach Steepfell verschlaegt, wo es in den Morgenstunden des 1. Weihnachtsfeiertages zum grossen Showdown kommt.

In gewohnt rasantem Tempo laesst Ken Follett seinen Lesern wieder mal keine Atempause. Die Handlung von nicht viel mehr als zwei Tagen – und vor allem Naechten – wird auf den 460 Seiten im Stundentakt aus wechselnden Perspektiven und mit zahlreichen Ortswechseln erzaehlt.

Trotz allem kein Follett von gewohnter Art und gewohnter Qualitaet. Dazu bleibt der britische Thrillerautor hier viel zu oberflaechlich. Angekuendigt ist Ken Folletts »Eisfieber« als Wissenschaftsthriller, doch zwischen die Thrillerhandlung versucht Follett noch ein Familiendrama einzubetten, bedient sich dazu jedoch viel zu eindimensionalen Charakteren. Einem alternden begehrten Witwer, dessen Ferrari origellerweise blau ist. Dem egoistischen Sohn, der beleidigt ist, als Papa kein Geld mehr rausruecken will. Den beiden Toechtern, die Angst um ihr Erbe haben, als Toni dem verwitweten Vater Avancen macht. Brutale Verbrecher, die den Grips nur in den Muskeln stecken haben, ihre Gefangenen aber nicht toeten, da sonst das Buch zu Ende waere. Ein in seiner Ehre verletzter Ex-Freund, der es der Verflossenen gerne heimzahlen moechte, ein typischer Reporter, und, und, und …

Nach den ersten Pannen ist dem Leser schnell klar, wie es weiter geht und die Handlung ist viel zu vorhersehbar. Neben zwei kriselnden Ehen hat der Autor auch noch gleich zwei Liebesgeschichten eingebaut, die mit dafuer sorgen, dass der Schluss doch allzu weichgespuelt ist.

Verblueffend: der Mangel an Mobiltelefonen. Entweder verlegt oder mit leerem Akku. 17- und 15-jaehrige Jugendliche im Jahr 2004, die kein Handy besitzen, obwohl die Eltern vermoegend sind. Nicht sehr glaubhaft, aber zwingend notwendig, damit die Spannung aufrecht erhalten werden kann.

Doch selbst ein schwacher Follett ist besser als so mancher Thriller. Spannend ist der Roman allemal und vermag mit Sicherheit gut zu unterhalten, vor allem, wenn man die Musse findet, ihn in Echtzeit zu lesen. Wiederholungen in seinen Themen kann man Follett schon gar nicht vorwerfen. Doch alle weiteren Gedanken an die Handlung sind vergeudet und ueberfluessig, auch wenn das aktuell brisante Thema Terrorismus mit Biowaffen Stoff fuer mehr bieten koennte.
 


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