Spätestens mit dem Ende der Sowjetunion schien die Zeit der Imperien
endgültig zu Ende. In der globalsierten Welt sei, so die weit
verbreitete Einschätzung, für eine imperiale Machtentfaltung angesichts
der ebenso vielfältigen wie komplexen Abhängigkeiten zwischen den
Staaten kein Raum mehr. Zudem war man mehrheitlich der Überzeugung,
imperiale Politik zu betreiben, liege eigentlich auch in keines Staates
Interesse. Spätestens angesichts der weltpolitischen Alleingänge der USA
jedoch, die zuletzt ein ums andere Mal auch Verbündete mit weit
gespannten Machtansprüchen und Gefolgschaftserwartungen brüskierten, hat
man begonnen, diese Einschätzung zu revidieren. In den USA und auch
anderswo mehren sich die Stimmen, die fordern, Amerika solle seine Rolle
als Imperium nicht nur nicht länger leugnen, sondern sie zum eigenen
und zum Wohle der Welt offensiv gestalten.
All dies ruft Herfried
Münkler uns in Erinnerung und zeigt sogleich, woran es bei der
Diskussion heute zumeist hapert. So bestehen über Begriff und Wesen des
Imperiums sowie den möglichen Sinn und Nutzen imperialer Politik bei den
Diskutanten und Autoren häufig enorme Unsicherheiten. Begriffe wie
Imperialismus und Hegemonie werden nur selten hinreichend trennscharf
differenziert, Missverständnisse sind deshalb an der Tagesordnung. Der
"wandelnde Ein-Mann-Think-Tank", als den Die Zeit den Politikwissenschaftler von der Berliner Humboldt-Universität einmal bezeichnet hat, sortiert in Imperien
deshalb zunächst zu Recht sehr ausführlich das entsprechende
Begriffsfeld. Sodann zeichnet er eine prägnante Typologie imperialer
Herrschaft und analysiert an den historischen Beispielen die Aufgaben
imperialer Ordnung und führt uns vor Augen, worin die Ursachen für das
häufige "Scheitern der Imperien an der Macht der Schwachen" zu suchen
sind.
Ein ausgesprochen lesenswerter Band für all jene, die statt
an wohlfeilen Allgemeinplätzen, wie sie in der Diskussion um das
amerikanische Imperium heute an der Tagesordnung sind, an historisch und
theoretisch fundierter Information und Analyse interessiert sind.
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